Geschichte

Am 25. August 1913 fand die Prüfung statt, mit der der spätere Fahrschulgründer Heinrich Alig die Fahrerlaubnis erwarb. Erste Forderungen, vor allem Chauffeure zu schulen, waren bereits 1907 laut geworden: In diesem Jahr hatte der Autoverkehr 82 Todesopfer gefordert. Die ersten Regeln zur Fahrausbildung finden sich im Paragraphen 3 des Kraftverkehrsgesetzes, das 1910 von Kaiser Wilhelm II. erlassen worden war.

Der Erste Weltkrieg unterbrach die zunehmende Motorisierung. Erst in den zwanziger Jahren setzte das Automobil seinen Siegeszug fort. Im Jahr 1925 gründete Heinrich Alig gemeinsam mit einem Teilhaber die Reparaturwerkstatt „Alig & Pfaff“, an die ein Fuhrunternehmen angegliedert war.

Am 14. September 1934 erhielt Heinrich Alig die Erlaubnis, „Führer auf Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmaschine Klasse 1“ auszubilden. Wer damals den Motorradführerschein machen wollte, musste sein eigenes Motorrad und einen Kanister Benzin mitbringen.

Am 22. Dezember 1934 erweiterte die Regierung von Unterfranken die erteilte Erlaubnis auf die Ausbildung von Führerscheinbewerbern der Klasse 3. Eine Fahrstunde kostete damals fünf Reichsmark.

Der Fahrschulunterricht führte nicht nur in die Regeln der damaligen Straßenverkehrsordnung ein – die zu dieser Zeit nur 25 verschiedene Verkehrszeichen kannte -, sondern erteilte auch Unterricht in allen die Autotechnik betreffenden Fragen. Der künftige Kraftfahrer sollte sich auch bei Pannen selbst helfen können.

Zwischen 1934 und 1938 war die Fahrschule ein Teil des Alzenauer Werkstatt- und Fuhrunternehmens. Doch 1937 verunglückte der Teilhaber Ferdinand Pfaff tödlich. Ein Jahr später machte sich Heinrich Alig mit der Fahrschule selbständig. Im gleichen Jahr wurde ihm gestattet, Fahrschüler auf Lastkraftwagen auszubilden. Der Fahrschulbetrieb konnte bis weit in die Kriegsjahre aufrechterhalten werden.

Fahrschulinhaber, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zugelassen werden wollten, mussten ihre politische Vergangenheit offenlegen. Am 30. Oktober 1945 wurde Heinrich Alig durch einen Erlass der amerikanischen Militärregierung „die Genehmigung zum Weiterbetrieb“ der Fahrschule erteilt. Noch im gleichen Jahr wurde die Ausbildung in Alzenau und Kaltenberg aufgenommen.

Wegen des großen Bedarfs – es waren zu dieser Zeit im Raum Aschaffenburg noch keine weiteren Fahrschulen wieder zugelassen -, forderte die Militärregierung Heinrich Alig auf, den Fahrschulbetrieb auch auf Aschaffenburg auszudehnen. In der Herstallstraße wurden daraufhin neue Unterrichtsräume eingerichtet. Anfang der fünfziger Jahre zog die Fahrschule in die Goldbacher Straße, von 1962 bis 1985 hatte sie in der Ludwigstraße gegenüber dem Hauptbahnhof ihr Domizil.

1948 absolvierte Erwin Alig die Ausbildung für den Fahrlehrerschein und trat in das Unternehmen seines Vaters ein. Die Zahl der Fahrschüler stieg sprunghaft: In den fünfziger Jahren kam es zu einer stürmischen Zunahme der Motorisierung vor allem im Bereich Motorrad, Klein-PKW und Lieferwagen. 1955 lief in Wolfsburg der einmillionste Käfer vom Band. 1956 Doppelpedal.

1962 übernahmen Alig & Sohn von der Fahrschule Hans Ostheimer einen Unterrichtsraum in Schöllkrippen – eine neue Filiale war gegründet. 1967 erfolgte die Einrichtung einer Zweigstelle in Mömbris.

Im Mai 1976 rückte die dritte Generation in die Fahrschule nach. Gertrud Meyer-Alig trat in das Familienunternehmen ein, das sie seit Juli 1983 führt. Kontinuierlich erhöhten sich die Ansprüche an den Fahrschulunterricht: Die Fahrschüler-Ausbildungsverordnung von 1976 ordnete erstmals die so genannten Sonderfahrten auf der Autobahn und bei Nacht an.

1984 feierte die Fahrschule Alig 50-jähriges Bestehen. Seit der Gründung 1934 bis zum Jubiläum, so die Firmenstatistik, hatte sie weit über 15.000 Fahrschülern zu ihrem Führerschein verholfen. Anfang der achtziger Jahre erreichte die Fahrschule die größte Ausdehnung: Acht Mal in der Woche bot sie theoretischen Unterricht an vier Standorten in Alzenau, Aschaffenburg, Mömbris und Schöllkrippen an.

Neben Gertrud Meyer-Alig und ihrem Vater waren zwei hauptberufliche und zwei nebenberufliche Fahrlehrer tätig. Die praktische Ausbildung fand auf den neuesten Fahrzeugmodellen statt (VW Golf, VW Jetta, Opel Kadett, Opel Kadett Automatik, Honda 400 CBN, Kawasaki Z 440, Hercules Ultra 2). Der Oldtimer rechts im Bild, ein Opel 1,2 Liter, Baujahr 1934 – Vorgänger des legendären Opel P 4 – ist bis heute das Maskottchen der Fahrschule.

Nach dem Tod Erwin Aligs 1987 wurde die Fahrschule stark verkleinert. Die Stärke der Einfrau-Fahrschule: Gertrud Meyer-Alig steht für die individuelle, auf jeden einzelnen Fahrschüler abgestimmte Führerscheinausbildung. Mangelnde Deutschkenntnisse oder körperliche Behinderungen sind für sie kein Grund, einen Fahrschüler zurückzuweisen.

Angesichts des alarmierend hohen Unfallrisikos in der Gruppe der Fahranfänger wurde 1986 die Fahrerlaubnis auf Probe eingeführt. Im selben Jahr erwarb Gertrud Meyer-Alig die Erlaubnis zur Durchführung der so genannten Nachschulungen (ASF) für Führerscheinneulinge, die im Straßenverkehr durch Regelverstöße aufgefallen sind.

Wer in Flensburg zu viele Punkte gesammelt hat, kann den drohenden Führerscheinverlust durch ein Seminar für mehrfach auffällige Kraftfahrer abwenden. Seit 1998 besitzt Gertrud Meyer-Alig die Zulassung für die Durchführung der Aufbauseminare Punkteabbau (ASP).